Nachdem ich also die Zeit seit Weihnachten so ziemlich damit verbracht habe, Leute zu besuchen und mich von ihnen zu verabschieden, war es dann gestern so weit: Es ging los.
Nach ganzen anderthalb Stunden Schlaf (wie das eben so mit dem packen am letzten Tag ist...), hieß es um 6:00 Uhr aufstehen, da unser Flug um 10:55 ging und man bei Flügen nach Israel schon ganze drei Stunden früher da sein muss. Auf eine lange und anstrengende Sicherheitsprozedur war ich eingestellt, nicht aber darauf, dass uns diese bereits Schönefeld erwartete... Vor und hinter uns in der Schlange waren fast nur Menschen mit israelischen Pässen, welche nach zwei Minuten zur Kofferabgabe konnten, während wir hingegen zunächst eine halbe Stunde ausgefragt wurden und anschließend noch unsere Koffer und Handgepäck zur Durchsuchung in einen Extraraum bringen mussten. Naja, wir waren ja zum Glück so früh da gewesen, allerdings fragte ich mich, was dann wohl in Israel auf uns zukommen würde.
Nach der Verabschiedung von Familie und Pauline, die netterweise mit zum Flughafen gekommen war, ging es dann durch die üblichen Sicherheitskontrollen in den Duty-Free Bereich. Wir konnten uns allerdings nicht wirklich lang dort aufhalten (was uns auch nicht unrecht war...), da recht bald eine Lautsprecherdurchsage kam, Passagiere des Fluges nach Tel Aviv, Israel sollten sich zur Passport Kontrolle am Gate 10 einfinden. Nachdem dort also unsere Reisepässe kontrolliert wurden waren, ging es zur dritten Sicherheitskontrolle inklusive Körperscanner und durchleuchten meiner Schuhe. Immerhin folgte darauf nur noch eine letzte Kontrolle unserer Reisepässe und der Bordkarte und dann ging es endlich ins Flugzeug...
Der gut vierstündige Flug begann schon mit einem Highlight: das Video mit den in einem Song verpackten Sicherheitsanweisungen inklusive Performance im Stil der 80er Jahre und das sogar zweimal, erst auf Hebräisch und dann noch einmal auf Englisch (hier kann man sich die englische Version sehen). Ansonsten verlief der Flug ruhig und ohne Probleme. Erst guckten wir Mamma Mia und dann wurde wenigstens noch eine Stunde Schlaf nachgeholt.
Losgeflogen waren wir im kalten Berlin bei nicht wirklich gutem Wetter, es zeigten sich sogar erste Schneeflocken, weshalb wir uns dann umso mehr freuten, als wir bei tief stehender Sonne in Tel Aviv ankamen.„Jetzt noch einmal die ganzen Befragungen über uns ergehen lassen und wir sind da.“, dachte ich mir. Tatsächlich gab es aber gar keine Sicherheitskontrollen oder ähnliches mehr und auch die vorläufige Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate (bis wir unser Visum beantragt und bekommen haben...) bekamen wir recht problemlos. :)
Ankunft über der Stadt |
Am Abend unserer Ankunft stand dann, nachdem wir unser Zimmer in Beschlag genommen hatten, noch ein Treffen mit Leeor auf dem Programm. Bei einem frischen Minztee in einem Café um die Ecke erklärte er uns so einiges an organisatorischen Dingen von Seiten unserer israelischen Aufnahmeorganisation, der VA (Volunteers Association). Am 29. Januar werden wir unseren ersten Seminartag in Jerusalem, genauer gesagt in der Yad Vashem Gedenkstätte haben und dort auch einige andere Freiwillige kennenlernen, die seit September mit der VA hier sind. Zurzeit kommen die Freiwilligen nur aus Deutschland, aber der Plan ist wohl bald auch Freiwillige aus anderen Ländern aufzunehmen.
Die Wand über meinem Bett :) |
Zunächst hatten wir am ersten Tag eine Führung durch das ganze Center und ein Meeting mit den wichtigsten Ansprechpersonen. Die meisten Mitarbeiter sprechen recht gutes Englisch, mit Zweien reden wir französisch und mit denen, die nur Ivrit oder Russisch oder Arabisch, etc. sprechen, wird mit Händen und Füßen und den paar Brocken kommuniziert, die wir bis jetzt aufschnappen konnten. Unsere Aufgaben sind bis jetzt hauptsächlich bei den Mahlzeiten das Personal zu unterstützen, indem wir beim Füttern der Leute helfen, die nicht mehr selbstständig essen können. Außerdem gibt es ein paar Bewohner, die sich sehr darüber freuen, mit uns Deutsch sprechen zu können, oder auch Englisch und Französisch oder allgemein einfach mit uns ein bisschen Zeit zu verbringen.
Heute hat mit der Dämmerung der erste Shabbat begonnen, den wir hier miterleben und deshalb wurde heute Vormittag „Kabalat Shabbat“, also die Begrüßung des Shabat zelebriert. Tatsächlich fahren während des Shabbats, also bis zur morgigen Dämmerung auch in Tel Aviv keine Busse. Ich hatte nicht erwartet, dass das nicht nur in recht religiösen Vierteln bzw. Städten, sondern tatsächlich im ganzen Land so ist. Glücklicherweise stellt das für uns kein Problem dar, weil wir schon gestern den gut einstündigen Weg zu Fuß in die Innenstadt und an den Strand erkundet haben. Bis jetzt hatten wir recht kurze Arbeitszeiten, alles ist sozusagen im Eingewöhnungs-Modus, wodurch wir die freien Nachmittage nutzen konnten, unsere Umgebung, also Giv'atajim und Tel Aviv zu erkunden. Giv'atajim besteht bestimmt zu 30 Prozent aus Grünflächen, was uns natürlich sehr freut, weil wir so unsere freie Zeit immer in schönen Parks verbringen können, in denen es wie eigentlich im ganzen öffentlichen Raum hier so gut wie immer freies WLAN gibt. Außerdem gibt es überall Spielplätze, was mich natürlich sehr freut – ständig Schaukeln ;) Witzigerweise gibt es hier nicht nur sehr viele Spielplätze, sondern auch spielplatzähnliche Orte, an denen jedoch anstelle von Rutschen, Schaukeln und Klettergerüsten Fitnessgeräte zu finden sind.
Fußgängerbrücke in Giv'atajim |
1. Sonnenuntergang :) |
Generell bekommen wir hier im Center ja Vollverpflegung (und davon nicht zu knapp) und bis jetzt war das Essen definitiv besser als erwartet. So ziemlich alles schmeckt wirklich gut und ich bekomme sogar extra vegetarisches Essen, wenn es für die anderen Fleisch gibt (also nicht nur die Beilagen, sondern dann wirklich ein extra Gericht). Nur das Brot ist gewöhnungsbedürftig, wobei ich das Gefühl habe, dass das wirklich so eine deutsche Eigenart ist, kein weiches, weißes Brot zu mögen...
Dann waren wir gestern noch am Strand von Tel Aviv. Ich liebe ja das Meer und es war wirklich schön das mal wieder zu sehen und den Salzgeruch in der Nase zu haben... Vermutlich dachten sich alle, die uns gesehen haben, wir seien komische Touristen, weil wir mit den Füßen ins Wasser gegangen sind (was sonst wirklich niemand anderes gemacht hat, den wir gesehen haben...), aber ich muss sagen ich empfand das gar nicht als so kalt. Immer wieder kommt mir in den Kopf „Aber wir haben doch Januar“, wenn ich draußen nur im Hemd herumlaufe, mir die Sonne ins Gesicht scheinen lasse oder eben mit den Füßen im Mittelmeer stehe...
Die Fotos hat übrigens Anna gemacht - wer davon mehr sehen will kann mal hier vorbei schauen: imagineisrael.blogspot.com :)
Morgen
und übermorgen haben wir frei und ich habe mir vorgenommen,
definitiv das hebräische Alphabet zu Ende zu lernen ( mir fehlen
noch so 5 Buchstaben, außerdem möchte ich es wirklich
verinnerlichen) und wir werden wahrscheinlich einen der beiden Tage
wieder in Tel Aviv verbringen. Mit dem Ivrit ist das so eine Sache.
Da ist zum einen das Sprechen. In den drei Tagen, die wir jetzt schon
hier mit dem Menschen verbracht haben, habe ich so 30-40 Wörter
gelernt (halt wirklich so Grundlagen wie Guten Morgen, Guten Abend,
Bitte, Danke, Sonne, etc.) und das Ziel ist auch definitiv mindestens
10 Wörter am Tag zu lernen. Außerdem wollen wir einen Sprachkurs
besuchen, denn nur indem man sich ein paar Wörter beibringen lässt,
lernt man ja nicht die Grammatik (auch wenn ich natürlich weiß,
dass es nicht möglich ist, die Sprache nach acht Monaten perfekt zu
beherrschen...). Aber dann ist da ja auch noch die Schrift.
Grundsätzlich schreibt man von rechts nach links. Außerdem werden
nur die Konsonanten geschrieben und die Vokale (welche eigentlich nur
kleine Punkte und Striche sind) stehen unter, bzw. über den
Konsonanten. Das ist ja so schon ein ganz anderes Prinzip, als wir es
kennen, aber das eigentliche Problem ist, dass die Vokale eigentlich
so gut wie immer weggelassen werden, man also nur Konsonanten hat und
eigentlich nur raten kann, wo jetzt welcher Vokal steht. Das macht
es unmöglich Wörter zu lesen, von denen man nicht schon im
Vornherein die Aussprache kennt, was es wiederum nicht oder nur sehr
schlecht möglich macht im Alltag durch lesen von Schildern, etc. ein
bisschen Hebräisch mitzubekommen... Aber naja, trotzdem bin ich
recht optimistisch, dass ich zumindest mit Grundlagenkenntnissen
wiederkommen werde. :)
Zusammengefasst geht es mir also sehr gut hier, alle Leute sind sehr herzlich und offen, wir drei verstehen uns gut und dass Tel Aviv toll ist, war ja ohnehin schon klar. ;)
Man sieht sich,
Davida // דוידה
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