Freitag, 23. Januar 2015

Aus kalt mach warm| Ankunft in Israel

Hallo!

Nachdem ich also die Zeit seit Weihnachten so ziemlich damit verbracht habe, Leute zu besuchen und mich von ihnen zu verabschieden, war es dann gestern so weit: Es ging los.
Nach ganzen anderthalb Stunden Schlaf (wie das eben so mit dem packen am letzten Tag ist...), hieß es um 6:00 Uhr aufstehen, da unser Flug um 10:55 ging und man bei Flügen nach Israel schon ganze drei Stunden früher da sein muss. Auf eine lange und anstrengende Sicherheitsprozedur war ich eingestellt, nicht aber darauf, dass uns diese bereits Schönefeld erwartete... Vor und hinter uns in der Schlange waren fast nur Menschen mit israelischen Pässen, welche nach zwei Minuten zur Kofferabgabe konnten, während wir hingegen zunächst eine halbe Stunde ausgefragt wurden und anschließend noch unsere Koffer und Handgepäck zur Durchsuchung in einen Extraraum bringen mussten. Naja, wir waren ja zum Glück so früh da gewesen, allerdings fragte ich mich, was dann wohl in Israel auf uns zukommen würde.

Nach der Verabschiedung von Familie und Pauline, die netterweise mit zum Flughafen gekommen war, ging es dann durch die üblichen Sicherheitskontrollen in den Duty-Free Bereich. Wir konnten uns allerdings nicht wirklich lang dort aufhalten (was uns auch nicht unrecht war...), da recht bald eine Lautsprecherdurchsage kam, Passagiere des Fluges nach Tel Aviv, Israel sollten sich zur Passport Kontrolle am Gate 10 einfinden. Nachdem dort also unsere Reisepässe kontrolliert wurden waren, ging es zur dritten Sicherheitskontrolle inklusive Körperscanner und durchleuchten meiner Schuhe. Immerhin folgte darauf nur noch eine letzte Kontrolle unserer Reisepässe und der Bordkarte und dann ging es endlich ins Flugzeug...
Der gut vierstündige Flug begann schon mit einem Highlight: das Video mit den in einem Song verpackten Sicherheitsanweisungen inklusive Performance im Stil der 80er Jahre und das sogar zweimal, erst auf Hebräisch und dann noch einmal auf Englisch (hier kann man sich die englische Version sehen). Ansonsten verlief der Flug ruhig und ohne Probleme. Erst guckten wir Mamma Mia und dann wurde wenigstens noch eine Stunde Schlaf nachgeholt.
Losgeflogen waren wir im kalten Berlin bei nicht wirklich gutem Wetter, es zeigten sich sogar erste Schneeflocken, weshalb wir uns dann umso mehr freuten, als wir bei tief stehender Sonne in Tel Aviv ankamen.„Jetzt noch einmal die ganzen Befragungen über uns ergehen lassen und wir sind da.“, dachte ich mir. Tatsächlich gab es aber gar keine Sicherheitskontrollen oder ähnliches mehr und auch die vorläufige Aufenthaltsgenehmigung für drei Monate (bis wir unser Visum beantragt und bekommen haben...) bekamen wir recht problemlos. :)
Ankunft über der Stadt
Am Ausgang wartete dann Isabella schon auf uns, die bereits gegen 9:00 Uhr angekommen war und die Zeit in einem Garten nahe des Flughafens totgeschlagen hatte. Mithilfe der Wegbeschreibung von Leeor, unserem Koordinator hier vor Ort, gelangten wir auch mit Zug und Bus nach Giv'atajim. Prinzipiell ist Giv'atajim eine eigene Stadt, aber letztendlich sind alle umliegenden Städte mit Tel Aviv „zusammengewachsen“, sodass die Stadt Tel Aviv an sich nur 400.000 Einwohner hat, der Ballungsraum Tel Aviv – Jaffa jedoch 3,5/4 Millionen.
Am Abend unserer Ankunft stand dann, nachdem wir unser Zimmer in Beschlag genommen hatten, noch ein Treffen mit Leeor auf dem Programm. Bei einem frischen Minztee in einem Café um die Ecke erklärte er uns so einiges an organisatorischen Dingen von Seiten unserer israelischen Aufnahmeorganisation, der VA (Volunteers Association). Am 29. Januar werden wir unseren ersten Seminartag in Jerusalem, genauer gesagt in der Yad Vashem Gedenkstätte haben und dort auch einige andere Freiwillige kennenlernen, die seit September mit der VA hier sind. Zurzeit kommen die Freiwilligen nur aus Deutschland, aber der Plan ist wohl bald auch Freiwillige aus anderen Ländern aufzunehmen.
Die Wand über meinem Bett :)
Im Shalva Center, unserem zukünftigen zu Hause für acht Monate, wurde wir sehr lieb empfangen und in unser Zimmer geführt, in welchem ein riesiger Korb voller israelischer Süßigkeiten und einer voller Obst wartete. Nachdem nun die ersten Tage vergangen sind kann ich sagen, dass hier sind alle wirklich nett sind und sich sehr aufmerksam um uns kümmern. Wir sind die ersten Freiwilligen, die je im Shalva Center gearbeitet haben und somit ist die ganze Situation nicht nur für uns neu, sondern für alle Beteiligten, was ich als Chance empfinde. Natürlich ist dadurch wenig Erfahrung vorhanden und es gibt noch keine so richtige Routine, aber dafür wird wirklich auf uns eingegangen und ich bin mir sicher, dass ich niemals mit einer Situation überfordert, bzw. alleingelassen werde.In den nächsten Tagen haben wir dann noch einen Vormittag mit Leeor in einer Bank verbracht und israelische Kontos eröffnet, was wirklich ein seltsames Gefühl war, da wir so um die 30 Dokumente unterschreiben mussten, ohne die Schrift lesen zu können, geschweige denn die Sprache zu sprechen. Die restliche Zeit haben wir das Personal und die Bewohner hier in Shalva kennengelernt, die wie gesagt alle wirklich super nett sind und unsere Umgebung erkundet.
Zunächst hatten wir am ersten Tag eine Führung durch das ganze Center und ein Meeting mit den wichtigsten Ansprechpersonen. Die meisten Mitarbeiter sprechen recht gutes Englisch, mit Zweien reden wir französisch und mit denen, die nur Ivrit oder Russisch oder Arabisch, etc. sprechen, wird mit Händen und Füßen und den paar Brocken kommuniziert, die wir bis jetzt aufschnappen konnten. Unsere Aufgaben sind bis jetzt hauptsächlich bei den Mahlzeiten das Personal zu unterstützen, indem wir beim Füttern der Leute helfen, die nicht mehr selbstständig essen können. Außerdem gibt es ein paar Bewohner, die sich sehr darüber freuen, mit uns Deutsch sprechen zu können, oder auch Englisch und Französisch oder allgemein einfach mit uns ein bisschen Zeit zu verbringen.
Heute hat mit der Dämmerung der erste Shabbat begonnen, den wir hier miterleben und deshalb wurde heute Vormittag „Kabalat Shabbat“, also die Begrüßung des Shabat zelebriert. Tatsächlich fahren während des Shabbats, also bis zur morgigen Dämmerung auch in Tel Aviv keine Busse. Ich hatte nicht erwartet, dass das nicht nur in recht religiösen Vierteln bzw. Städten, sondern tatsächlich im ganzen Land so ist. Glücklicherweise stellt das für uns kein Problem dar, weil wir schon gestern den gut einstündigen Weg zu Fuß in die Innenstadt und an den Strand erkundet haben. Bis jetzt hatten wir recht kurze Arbeitszeiten, alles ist sozusagen im Eingewöhnungs-Modus, wodurch wir die freien Nachmittage nutzen konnten, unsere Umgebung, also Giv'atajim und Tel Aviv zu erkunden. Giv'atajim besteht bestimmt zu 30 Prozent aus Grünflächen, was uns natürlich sehr freut, weil wir so unsere freie Zeit immer in schönen Parks verbringen können, in denen es wie eigentlich im ganzen öffentlichen Raum hier so gut wie immer freies WLAN gibt. Außerdem gibt es überall Spielplätze, was mich natürlich sehr freut – ständig Schaukeln ;) Witzigerweise gibt es hier nicht nur sehr viele Spielplätze, sondern auch spielplatzähnliche Orte, an denen jedoch anstelle von Rutschen, Schaukeln und Klettergerüsten Fitnessgeräte zu finden sind.
Fußgängerbrücke in Giv'atajim
1. Sonnenuntergang :)
Gestern ging es dann für uns zum ersten Mal nach Tel Aviv. Da wir ja wie bereits geschrieben nicht in Tel Aviv selber, sondern genau genommen sogar in einer anderen Stadt, also Giv'atajim wohnen, ist es natürlich schon ein Stück ins Stadtzentrum und zum Strand. Nach gut einer Stunde zu Fuß ist man im Zentrum und nach nochmal 10-15 Minuten auch am Strand. Unser Plan ist es uns gebrauchte Fahrräder zu organisieren, sodass wir dann in 20 Minuten in Tel Aviv sind und auch dass wir uns auch am Shabbat unabhängig bewegen können, da ja wie gesagt keine, bzw. kaum Busse fahren. In Tel Aviv gestern gab es dann auch den ersten israelischen Falafel: super lecker und grün innen- das habe ich bis jetzt nur in Amsterdam gesehen und ich dachte das sei irgendwie komisch, aber vielleicht ist das hier einfach so. Das werden wir wohl in den folgenden acht Monaten herausfinden. ;)
Generell bekommen wir hier im Center ja Vollverpflegung (und davon nicht zu knapp) und bis jetzt war das Essen definitiv besser als erwartet. So ziemlich alles schmeckt wirklich gut und ich bekomme sogar extra vegetarisches Essen, wenn es für die anderen Fleisch gibt (also nicht nur die Beilagen, sondern dann wirklich ein extra Gericht). Nur das Brot ist gewöhnungsbedürftig, wobei ich das Gefühl habe, dass das wirklich so eine deutsche Eigenart ist, kein weiches, weißes Brot zu mögen...
Dann waren wir gestern noch am Strand von Tel Aviv. Ich liebe ja das Meer und es war wirklich schön das mal wieder zu sehen und den Salzgeruch in der Nase zu haben... Vermutlich dachten sich alle, die uns gesehen haben, wir seien komische Touristen, weil wir mit den Füßen ins Wasser gegangen sind (was sonst wirklich niemand anderes gemacht hat, den wir gesehen haben...), aber ich muss sagen ich empfand das gar nicht als so kalt. Immer wieder kommt mir in den Kopf „Aber wir haben doch Januar“, wenn ich draußen nur im Hemd herumlaufe, mir die Sonne ins Gesicht scheinen lasse oder eben mit den Füßen im Mittelmeer stehe...
 
 


Die Fotos hat übrigens Anna gemacht - wer davon mehr sehen will kann mal hier vorbei schauen: imagineisrael.blogspot.com :)

Morgen und übermorgen haben wir frei und ich habe mir vorgenommen, definitiv das hebräische Alphabet zu Ende zu lernen ( mir fehlen noch so 5 Buchstaben, außerdem möchte ich es wirklich verinnerlichen) und wir werden wahrscheinlich einen der beiden Tage wieder in Tel Aviv verbringen. Mit dem Ivrit ist das so eine Sache. Da ist zum einen das Sprechen. In den drei Tagen, die wir jetzt schon hier mit dem Menschen verbracht haben, habe ich so 30-40 Wörter gelernt (halt wirklich so Grundlagen wie Guten Morgen, Guten Abend, Bitte, Danke, Sonne, etc.) und das Ziel ist auch definitiv mindestens 10 Wörter am Tag zu lernen. Außerdem wollen wir einen Sprachkurs besuchen, denn nur indem man sich ein paar Wörter beibringen lässt, lernt man ja nicht die Grammatik (auch wenn ich natürlich weiß, dass es nicht möglich ist, die Sprache nach acht Monaten perfekt zu beherrschen...). Aber dann ist da ja auch noch die Schrift. Grundsätzlich schreibt man von rechts nach links. Außerdem werden nur die Konsonanten geschrieben und die Vokale (welche eigentlich nur kleine Punkte und Striche sind) stehen unter, bzw. über den Konsonanten. Das ist ja so schon ein ganz anderes Prinzip, als wir es kennen, aber das eigentliche Problem ist, dass die Vokale eigentlich so gut wie immer weggelassen werden, man also nur Konsonanten hat und eigentlich nur raten kann, wo jetzt welcher Vokal steht. Das macht es unmöglich Wörter zu lesen, von denen man nicht schon im Vornherein die Aussprache kennt, was es wiederum nicht oder nur sehr schlecht möglich macht im Alltag durch lesen von Schildern, etc. ein bisschen Hebräisch mitzubekommen... Aber naja, trotzdem bin ich recht optimistisch, dass ich zumindest mit Grundlagenkenntnissen wiederkommen werde. :)

Zusammengefasst geht es mir also sehr gut hier, alle Leute sind sehr herzlich und offen, wir drei verstehen uns gut und dass Tel Aviv toll ist, war ja ohnehin schon klar. ;)



Man sieht sich,

Davida // דוידה

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